Frau im Bikini bringt Texter in aufgekratzte Stimmung

Wild ging es zu, letztes Jahr am Werbebriefing der Verpackungsmesse. Die Veranstalter der «Leitmesse für kreative Verpackungen» und ihre Werbeagentur hatten sich, auf der Suche nach einem mindestens ebenso kreativen Sujet für ihre Werbung, im Sitzungsraum im Keller versammelt.

«Kleider machen Leute!», befand der Grafiker aufs Geratewohl.
«Verpackungen machen Produkte!», übertrumpfte ihn der Texter.

Frau im Bikini taucht in Dose ein

Werbung für die Verpackungsmesse: Frau im Bikini taucht in eine Dose ein. Texter nennt es: Passion for Packaging.

«Kombinieren wir doch einfach diese beiden genialen Ideen», rechtfertigte der Marketingleiter seine Anwesenheit. Augenblicklich brachen alle Dämme im Keller der Verpackungsmesseveranstalterin. Zwischen dem kreativen Werbetrüppchen inmitten leerer Kartons und flacher Schlauchbeutel-Nachfüllpackungen für Flüssigseife flogen die Wörter herum wie Styropor-Chips. «Kleider! Leute! Verpackung!», gab ein Wort das andere, und dann: «Kleider! Frauen! Bekleidet! Knapp bekleidet! Halbnackt! Verpackung! Nackt! Sexy! Auspacken! Geschenk! Frauen! Erotik!»

«Genial!», schrie der Marketingleiter mit heiserer Stimme. «Eine Frau im Bikini, dass ich nicht schon vorher darauf gekommen bin! Wir kombinieren eine Verpackung mit einer Frau im Bikini! Eine Verpackung, das ist wie die Haut einer Frau, ja, mehr noch, ich sage das jetzt mal durchaus auf den Punkt gebracht und nicht ohne einen gewissen berechtigten Stolz philosophisch: Der Bikini ist die Verpackung der Frau. Wir haben also eine verpackte Frau in der Verpackung –  heiliges Blisterpack, seid ihr euch eigentlich bewusst: Was wir hier gerade erleben, ist eine Sternstunde der Karton- und Folienindustrie im gehobenen Preissegment!?»

«Das ist es – eine Frau, die in eine Verpackung eintaucht!», jauchzte der Grafiker.

Der Texter schlug sich auf die Schenkel: «Packaging Innovations – so muss die Messe heissen.»

«Meine Herren, wir sind uns einig», sagte der Marketingleiter. «Nichts zeigt die Frische einer Messe besser als eine Frau im Bikini, die in eine Aludose eintaucht.»

Das Fotoshooting ging in der Folge quasi reibungslos über die Bühne. Nun, beinahe. Denn als das Fotomodell im roten Bikini – rot wie die Köpfe des Marketingleiters (mit aufgeknöpftem Hemd), des Texters und des Grafikers – in die Aludose eintauchte, touchierte sie versehentlich den Rand derselbigen, worauf sich die Haut wie ein Röllchen Sbrinz abschälte. Zum Glück tat dies der aufgekratzten Stimmung keinen Abbruch, liess sich doch der Hautkringel problemlos mit Photoshop wegretuschieren.

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