Auch eine schöne Brezel kann entzücken

Ei, ei… einmalig vielseitig! Man sieht sie fast bildlich vor sich, wie sie da brütet, die Werbeagentur beim Briefing. Locker wirft man sich Ideen zum Thema «Vielseitigkeit» wie Pingpongbälle zu. «Ein Mann mit einem Buch als Hut!», ruft die Grafikerin. Die Sekretärin schreit: «Zwei Handys als Ohrwärmer!» Der Praktikant jubelt: «Ein Snowboard als Teller!» Der Art Director brüllt mit heiserer Stimme: «Eine Brezel als BH-Verschluss!»

Ehrfürchtige Stille in der Agentur.

Einmal Brezel vom Rückenstück bitte, gut abgehangen

Einmal Brezel vom Rückenstück bitte, gut abgehangen.

Klatschen setzt ein, erst zögerlich, dann immer heftiger, schliesslich mündet es in eine Ovation. Die Idee ist gekauft, weil sie alles vereint, was alle lieben: einen baren Frauenrücken, langes blondes Haar, einen roten BH – und nicht zuletzt eine Brezel, zum Anbeissen gluschtig.

Hand aufs Herz, würden Sie einer Emmener Bäckerin eine Brezel abkaufen, von der Sie vermuten, sie sei bereits auf deren Rücken getragen worden? (Okay, gut, wenn die Bäckerin jetzt die, hmmm, die Dingsda wäre, da würde man ja noch ein Auge zudrücken, aber wer garantiert Ihnen, dass in Emmen die Bäckerin immer die Dingsda ist?) Wenigstens weiss man jetzt, woher der Ausdruck «sich aufbrezeln» stammt.

Man erinnert sich: Schon einmal hat sich jemand an einer Brezel verschluckt – und der war immerhin Präsident der letzten noch vereinigten Staaten. Das kann auch bei Werbern in den Hals gehen. Genug der Worte, Zeit für eine Weisswurst mit Brezel vom Rückenstück.

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